Wie wird es weitergehen mit Wirtschaft und Arbeitsmarkt nach der tiefsten Rezession seit dem Krieg? Niemand, der heute Verantwortung trägt, hat jemals etwas auch nur annähernd Vergleichbares erlebt. Das Ergebnis ist eine fundamentale Verunsicherung. Alle sind sich einig, dass die Welt nach Corona ganz anders aussehen wird als vorher, keiner weiß jedoch wie genau.

Wie könnte die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft denn aussehen? Einige Annahmen und Szenarien dazu:
- Um den Absturz der Wirtschaft zu bremsen, haben sich die Regierungen überall massiv am Kapitalmarkt bedient. Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds werden die Staatsschulden im Laufe dieses Jahres weltweit von 61 auf 66 Billionen Dollar steigen. Etwas Vergleichbares gab es vorher noch nie. Das mag zwar richtig gewesen sein, nur kann das nicht immer so weitergehen. Irgendwann müssen die Regierungen wieder anfangen zu sparen, schon alleine deshalb, um das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Staaten zu erhalten. Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für die Rückkehr zur Sparpolitik wird die Politik spalten. Für ehrgeizige Investitionsprojekte, etwa im Bereich Klima- und Umweltschutz, sind die Voraussetzungen nicht sehr gut.
- Wenn Staat, Unternehmen und Privathaushalte gleichzeitig sparen, sind die Konsequenzen eine schwache Nachfrage und niedrige Preise. Auf absehbare Zeit werden daher Inflationsrate und Zinsen höchstwahrscheinlich niedrig bleiben.
- Sicherheit wird wichtiger – auch für Unternehmen. Dafür wird man Abstriche bei Effizienz und Wachstum machen. Ganze Volkswirtschaften mussten aktuell die Erfahrung machen, dass es gefährlich ist, zu sehr von anderen abhängig zu sein. Also versuchen Unternehmen Lieferketten zu vereinfachen und zu verkürzen – auch auf Kosten der Effizienz. Man wird danach trachten mehr konkurrierende Zulieferer zu bekommen und am besten solche, bei denen es keine politischen Risiken gibt. Das Ergebnis ist ein Stück De-Globalisierung. Nicht ungefährlich für die Exportnation Deutschland, die stark auf die internationale Arbeitsteilung angewiesen ist.
- Die Krise hat die Substanz vieler Unternehmen massiv angegriffen. Diejenigen, die überlebt haben (oft mit staatlicher Hilfe), müssen ihre Reserven erneuern und Eigenkapital bilden. Sie werden daher sparen und im Zweifel weniger investieren. Das kostet Wachstum. Die ganze Wirtschaft wird konservativer.
- Zu erwarten ist ein breiter Digitalisierungsschub. Millionen Menschen machen in diesen Tagen die Erfahrung, was mit dem Internet alles möglich ist, wie leicht man Dienstreisen durch Videokonferenzen ersetzen kann und wie gut es sich von zu Hause aus arbeiten lässt, wenn man das richtige Equipment hat. Solche Erfahrungen vergisst man nicht. Allerdings: Videokonferenzen z.B. sind natürlich auch ein Baustein, der “gelernt” sein will – unabhängig von der wirtschaftlichen Rolle. Viele Teilnehmer gehen ganz “unbedarft” in diese Konferenzen ohne darauf zu achten, dass auch für Video-Konferenzen gewisse Grundregeln gelten. So ist es enorm ratsam, unbedingt vorher einen Test mit einem anderen „neutralen“ Teilnehmer durchzuführen, um die Wirkung des eigenen Bildes selbst bewerten zu können.
Die Wirtschaft der Post-Corona-Zeit wird also digitaler sein, konservativer, mehr vom Staat abhängend und wahrscheinlich nur langsam wachsend. Die Frage ist, ob es bei einer Verkürzung der Lieferketten bleibt, oder ob es auch zu einer regelrechten Rückabwicklung der Globalisierung kommt. Die Krise schürt nationale Egoismen, Populisten versuchen, sie für sich zu nutzen. Dabei zeigt gerade das Coronavirus, dass die großen Probleme global sind und globale Lösungen brauchen.

Wie werden sich Berufsbilder verschieben? Die digitale Transformation und die Entwicklung künstlicher Intelligenzen wird schneller voranschreiten als vor Corona und sie wird zahlreiche Berufe, wie sie heute existieren, überflüssig machen. In absehbarerer Zeit werden Maschinen diese Arbeit übernehmen. Sie arbeiten effizienter und machen weniger Fehler als wie Menschen. Andererseits werden dringend neue Arbeitskräfte mit Informatik-Skills gebraucht, die die Technik der Zukunft entwickeln, bedienen und überwachen. Während Arbeitsplätze wegfallen, werden im gleichen Zug neue geschaffen. Neue Berufe erfordern jedoch neue Anforderungsprofile. Es wird viel Invest in Bildung notwendig sein – von allen Seiten – den aktuellen und künftigen Arbeitnehmern selbst, den Unternehmen und vom Staat – um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Nachfolgende Generationen haben zudem eine andere Sichtweise auf die Arbeit. Arbeitnehmer von morgen werden höhere Ansprüche an den Arbeitgeber stellen, als dies noch bei den Vorgängergenerationen der Fall war, beispielsweise was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft.
Auch wir als Headhunter sind gezwungen neue Wege zu gehen. Wir müssen uns beispielsweise ein breites digitales Fachwissen aneignen. Um weiterhin erfolgreich zu sein, ist es wichtig, neue Trends zu erkennen und darauf zu reagieren.
Es wird darum gehen, aktiv um passende Kandidaten zu werben, indem man diese sehr individuell und persönlich kontaktiert und überzeugend vermittelt, welche Vorteile ein Jobwechsel mit sich bringt. Immer wichtiger werden auch gute Rezensionen im Internet, um als Unternehmen optimal präsentiert zu werden und für ein positives Image zu sorgen.
Natürlich wird uns die Corona-Krise noch lange begleiten, aber die Vergangenheit zeigt, dass nach jeder Krise wieder ein Aufschwung folgt. Viele werden diese “Durststrecke” allerdings nicht überleben – auf Unternehmens- und auf Dienstleister-Seite. Personalberatungen, die schon lange am Markt sind und einen Kunden- und Kandidatenstamm betreuen, den sie seit Jahren aufgebaut haben, sind für diese Krise trotzdem gut gerüstet. Ein großes Netzwerk ist gerade in schwierigen Zeiten ein wichtiger Grundstein zum Erfolg.