Schon vor der „Corona-Krise“ hat die Digitale Transformation unsere Wirtschaft stark geprägt. Neben der höheren Bedeutung von Online-Meetings und Home Office werden künftig vor allem Automatisierung und KI die heutigen Prozesse und Verhaltensweisen beeinflussen. Was davon wird nachhaltig sein und wie wird sich das Geschäftsmodell der Personalberatungen verändern?
7 Thesen:
1. Der Searcher stirbt aus.
Softwareprogramme durchforsten schon heute Datenbanken nach bestimmten, vorher definierten Kriterien und filtern sehr schnell geeignete Kandidaten heraus. Die fortschreitende Automatisierung führt dazu, dass man immer schneller zu immer mehr und immer besseren Ergebnissen und Treffern kommt. Im nächsten Schritt wird auch die erste Ansprache der Kandidaten von Maschinen übernommen werden.
2. KI ermöglicht besseres Matching zwischen Kandidat und Unternehmen
Intelligente Systeme werden künftig die Persönlichkeit eines Bewerbers noch tiefer erfassen können. Genauso werden sie auch in der Lage sein, die Kultur eines Unternehmens detailliert zu beschreiben. Vorhersagen, ob ein Kandidat in ein Unternehmen passt, werden somit noch viel genauer werden. Personalberatungen müssen diese Möglichkeiten in ihre Prozesse mit aufnehmen.

3. Aktuelles Expertenwissen wird immer wichtiger
Personalberater werden sich viel mehr noch als früher auf neue Berufsbilder, Organisationsformen, Geschäftsmodelle, Branchen und Führungsfunktionen Ihrer Mandanten einstellen müssen. Neben der Beurteilungskompetenz sind deshalb aktuelles Wissen zu Märkten, Branchen und Trends, schnelles Hineindenken in sich verändernde Kulturen sowie Empathie künftig mehr denn je gefragt.
4. Personalberatung für Fachkräfte verliert an Bedeutung
Waren früher eigene Kandidatennetzwerke das „Herrschaftswissen“ der Personalberatungen, stehen diese Netzwerke heute prinzipiell jedem mit einem LinkedIn- oder Xing-Account frei zur Verfügung. Active Sourcing aus den HR-Abteilungen heraus ersetzt die Direktansprache über den Headhunter, insbesondere bei vielen Fachpositionen und im unteren Management. Somit werden Beratungen, deren Schwerpunkt auf der „Beschaffung“ bzw. „Vermittlung“ von Fachkräften liegt, einem viel stärkeren Wettbewerbsdruck und damit Anpassungs- und Spezialisierungszwang unterliegen, da deren Kunden selbst E-Recruitment-Abteilungen aufbauen.
5. Personal-„Beratung“ muss sich neu definieren
Die Herausforderung liegt künftig weniger im zielgerichteten Identifizieren potenzieller Kandidaten. Vielmehr geht es in Zukunft um die qualifizierte Beratung von Unternehmen mit dem Ziel, den Mehrwert für die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens zu maximieren. Die Beratungsleistung endet nicht mehr bei der erfolgreichen Besetzung, sondern beinhaltet auch etwa die Beratung zur marktgerechten Vergütung und die erfolgreiche Begleitung der Integrationsphase in die neue Aufgabe. Bei Top-Management-Positionen wird auch die die Begleitung von zu initiierenden Organisationsveränderungen erforderlich werden, als Voraussetzung dafür, dass der neue Stelleninhaber sein volles Potenzial auch tatsächlich entfalten kann.
6. Personal- und Karriereberatung werden eins
Das reine „kalte“ Ansprechen und Überzeugen von Kandidaten für eine bestimmte Position wird immer schwieriger werden. Gefragt ist die permanente Begleitung von ausgewählten Kandidaten über ihre Karriere hinweg. Dies beginnt bei der Standortbestimmung mit dem genauen Blick auf das eigene Wertesystem und die Faktoren, die den Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich machen. Die Definition der idealen Aufgabe gehört ebenso dazu wie die Erarbeitung einer intelligenten und professionellen Selbstmarketingstrategie, die ideale Vorbereitung auf den neuen Job und die Begleitung im Onboarding.
7. Vertrauen und Kommunikation auf Augenhöhe werden auschlaggebend
In den kommenden Jahren wird eine Generation in Top-Level-Funktionen hineinwachsen, die es gewohnt ist, sich in ganz anderer Form exklusiv zu vernetzen und zu kommunizieren, als wir dies heute noch bei vielen Top-Führungskräften beobachten können. Kommunikation und Kontakte werden transparenter werden, aber vertrauen werden vor allem Top Kandidaten wie bisher nur einem Kreis langjähriger Kontakte, die ihnen auf Augenhöhe begegnen und bei denen sie sich gut aufgehoben fühlen.